Freitag, 7. Februar 2014
Mündliche Transferprüfung am 30.01.2014, 9:00 Uhr
Prüfer:
• Rainer Rumpel (Vorsitz, Protokollant, letzte Frage)
• Udo R. Schulz (Dozent Unternehmensführung und Ehegatte der legendären Ines Schulz-Bücher)
• Herr Bludau (Bundesdruckerei)
• Herr Wipprecht (T-Systems)
Vor der Prüfung:
Da ich der Erste war (und noch vor dem Eintreffen der Prüfer im Flur saß), wurde ich als erstes verdutzt vom nach mir eintreffenden Hrn. Bludau begrüßt. Das hat ihm scheinbar gefallen –denn er hat mich gefragt, ob es ein Thema gibt, in dem ich lieber nicht geprüft werden mag. Ich habe Procurement daraufhin aus meinen Prüfungsthemen verbannt.
Prüfung:
Nach kurzer Einführung machte Hr. Bludau einen Einstieg – Bezug zu meinem PTB1. Er hat sich am Thema Datenschutz/ Datensicherheit orientiert. Wesentliche Inhalte:
• Beschreibung der Arbeit, die Grundlage meines PTBs war. (Entwicklung eines Scripts auf Basis der EXPECT-Scripting-Technologie für Linux, um Systemkennwörter, die auf mehreren Servern für Support-Usern gleich sind, in einem Rutsch und ohne manuelle, redundante Tätigkeit zu ändern)
• Wie ich zu der Lösung, die dort im Unternehmen eingesetzt ist, aus Datenschutzsicht stehe und warum
• Wie würde ich vorgehen, wenn ich ein Datensicherheitskonzept in meinem Unternehmen aufbauen wollte? Würde ich in der Analyse lieber eine Risikoanalyse durchführen oder doch auf die Empfehlungen des BSI-Grundschutzkataloges zurückgreifen? ( Zweiteres: schließlich sind die Empfehlungen Best Practices, kommen aus der Praxis, sind zertifiziert, empfohlen, weithin akzeptiert, …)
• Wie würde ich die aktuelle Lösung im Unternehmen verbessern? (sehr projektspezifisch zu meinem Thema  meine Antwort war organisationale Umstrukturierung durch Einschränkung des Personenkreises mit Serverzugriff auf OS-Ebene, LDAP-Baum für zentrale Verwaltung in einer Datenbank)
• „Ein Systemadministrator soll keinen uneingeschränkten Zugriff haben, sondern nur gemeinsam mit einer zweiten Person auf Server zugreifen können. Wie realisieren Sie dieses 4-Augen-Prinzip z.B. unter Windows?“  Sicherheitsbereiche mit Gruppen- und Rollenkonzept, sodass Systemadministrator mit seinem Kennwort in bestimmte Bereiche nicht kommt, z.B. MSC-Console usw.
Hr. Schulz suchte dann in meinen Themen einen Einstieg zu Unternehmensführung und Personal – fand aber keinen. So hat er dann einstiegslos losgelegt:
• Wie kann man Unternehmensführung gliedern? (St. Gallener Managementmodell an die Tafel zeichnen, Erklärungen dazu geben  Hinweise s. u.a. in Dillerup/Stoi: Unternehmensführung. War Kernbestandteil seiner Vorlesung.)
• Wo spielt die IT dort konkret eine Rolle? ( überall, da integrierter Informationsfluss; Skizze an der Tafel ergänzt)
• Was macht Ihr Unternehmen?
• Überall wird von Fachkräftemangel gesprochen. Gibt es den in Ihrem Unternehmen auch? (Nein.) Warum nicht? (Vielleicht, weil wir alles richtig machen?) Das äußert sich wie? ( Erklärung War for Talents, Bewerberpool – darauf wollte er sehr ausdrücklich eingehen)
• Wenn Sie die Personendaten von Bewerbern speichern – ist das dann nicht datenschutzrelevant? Müssen Sie die Bewerber informieren? Reicht die Info an die Bewerber, oder muss es auch eine konkrete Zustimmung geben? Nach welchen Aspekten muss die Datenspeicherung erfolgen? ( Es muss eine Zustimmung seitens des Bewerbers geben; Aspekte der Speicherung: Zweckgebundenheit, Angemessenheit des Umfangs – siehe BDSG)
• Ist Personalbeschaffung / -planung langfristig oder kurzfristig angegliedert? Ist das eine Managementaufgabe? (jeweils begründen)
• Wie würden Sie dafür sorgen, dass sie immer das Personal zur Verfügung haben, das sie jederzeit benötigen? (Akquisemethoden, Personalentwicklung und weitere)
Hr. Wipprecht ging dann in das SWE.
• Welche Phasen gibt es in einem SW-Entwicklungsprozess? (alle erklärt und betont, dass die konkrete Ausprägung und Anwendung dann Kern des jeweils gewählten Vorgehensmodells ist)
• Wie können Sie die Wiederverwendbarkeit erhöhen? (Modularität, OOP, Interfaces, …)
• Wie können Sie die Wiederverwendbarkeit in allen Phasen (z.B. Analyse, Entwurf) des SW-Entwicklungsprozesses erhöhen? (Leider haben wir das in der VL nicht behandelt; er nannte dann den Begriff „Patterns“)
• Welche Patterns können Sie den einzelnen Phasen des Software-Entwicklungsprozesses zuordnen? (Leider haben wir dies nicht behandelt – er wollte auf Analysepatterns eingehen, z.B. auch Planung eines konkreten Logging-Mechanismus)
Abschlussfrage von Hrn. Rumpel:
„Sehen Sie in IPV6 eine Zukunft?“ – „Warum sollte man darin keine Zukunft sehen? Unsere 4,3 Milliarden IPV4-Adressen gehen uns aus!“ – „Nun ja, gibt es denn auch negative Aspekte?“ – „Ja, zunächst einmal die Akzeptanz aufgrund der verminderten Lesbarkeit. Sogar in Fachkreisen wird das angeprangert. Außerdem sind IPV6-Adressen nicht mehr wie ihre Vorgänger in öffentliche und private Bereiche getrennt, sodass jedes Endgerät eine öffentliche Adresse hat, was Datenschutzbedenken und Sicherheitshinterfragungen aufwirft.“

Gesamtbetrachtung:
• Dies dürfte ca. 95% meiner Prüfung geschildert haben.
• Die Atmosphäre im Gespräch ist sehr angenehm und beginnt und endet mit Smalltalk.
• Es gibt kaum Signale für Antwortzufriedenheit im Gespräch: Affektives Nicken fällt kaum auf, da die Prüfer es schnell wieder abbrechen, man muss also schnell schauen, um Feedback zu bekommen. Nur einmal hat Hr. Wipprecht nicht an sich halten können und hat nach einer mittelgroßen Wall of Text meinerseits „Sehr gut“ zu mir gesagt.
• Der Bezug zu meinen Arbeiten war in Ansätzen gegeben, mein Steckenpferd, die StA, wurde leider nicht ausgekostet.
• Die Themenwahl ist absolut ort-, zeit- und prüferabhängig. Der genaue Verlauf und Eure Verfassung sind Schicksal. Demnach ist es meiner Meinung nach durchaus möglich, mit dieser Prüfung die Kompetenz eines WI-lers zu prüfen.
• Zum Schluss wurde mir noch gesagt, dass ich noch ein bisschen Potential habe, so eine Leistung am frühen Morgen aber gute Laune bringt. Ich habe für das Kolloquium, das ja auch eine mündliche Prüfung über Querschnittsthemen sein wird, noch Ausbaupotential.
• Es ist schade, dass durch fehlende Vorlesungsinhalte, die zwar Modulbestandteil, aber nicht Unterrichtsbestandteil waren (so von mir auch angemerkt!) meine Leistung geschmälert wurde. Empfehlung daher für alle Folgenden und alle folgenden Jahrgänge: Seht Euch die Schlagworte in Euren Arbeitstiteln an und lernt danach die Module – zieht aber die Modulbeschreibung dabei zurate! Dass das hilft, kann wie immer nur vage vermutet werden, denn eine zufälligere Prüfung als die mTPr gibt es kaum.
Viel Erfolg Euch allen!